Drei altbaierische Koch- und Kultur-Dokumente

AIte Kochbücher kann man als zeitgeschichtliche Bilderbücher betrachten, auch wenn sie ohne jede Illustration sind. Das klingt widersprüchlich, enthält aber doch eine Portion erstaunlicher Wahrheit. Wie kein anderes Sachbuch und kein Roman geben Kochbücher den Charakter ihrer Epoche dem Leser preis, der in ihnen zu lesen versteht. Zugegeben, man muß sich intensiv und liebevoll mit ihrer Sprache beschäftigen, dann ist die Aussage umso ergiebiger. Kochbuch-Handschriften, also solche aus der Zeit vor Gutenbergs Erfindung, sind außerordentlich selten. Sie bestanden aus empfindlichem und vergänglichem Material wie Papier, Pergament oder Leder. Zudem waren sie Gebrauchsgegenstände, die nicht in Schränke oder in gepflegte Bibliotheken gestellt wurden, sondern die in ruß- und dunsterfüllten Küchen Verwendung fanden, wo sie mit Wachs, Fett, Teig, Wasser und schmierigen Fingern in Berührung kamen. Der Bücherwurm tat noch ein übriges, sie zu zerstören. Daß sich Handschriften aus frühester Zeit überhaupt noch erhalten konnten, ist daher erstaunlich.