Farbiges Nymphenburg


Autor:Kreisel Heinrich, Hausknost Ernst
ISBN:B0000BKH96
Verlag:Bruckmann Verlag
Jahr:1949
Seiten:100
Sonstiges

FARBIGES NYMPHENBURG

Zur Geschichte Nymphenburgs

Nymphenburg ist kein Schloß im üblichen Sinne der Vorstellung, kein großer, blockhafter Baukörper mit langgestreckten Fassaden, der in seiner geschlossenen Wucht die Macht des durch den Fürsten verkörperten Staates monumental zum Ausdruck bringt. Gleichwohl gehört dabei Schloß Nymphenburg mit seinen 685 Metern Längenausdehnung zu den größten Schloßanlagen. Es besteht aber aus 19 mehr oder weniger selbständigen Baugliedern, die symmetrisch in einem kunstvoll nach Form und Größe ausgeklügelten Verhältnis so aneinandergefügt sind, daß trotzdem eine herrlich abgewogene Einheit entstanden ist. Das, was sonst innerhalb der Außenmauern eines Schlosses durch den Grundriß der Raumeinteilung erzielt wird, die symmetrische und rhythmisch ausgewogene Abfolge der Säle und Zimmerfluchten, wird hier durch eine Summe von mehr oder weniger selbständigen kleineren und größeren Bauten plastisch sichtbar. Es ist gebauter Absolutismus, wie hier die überragende Stellung des Fürsten mit dem Mittelbau in Erscheinung tritt, dem sich dann die Bauten der Trabanten der Hofhaltung in gemessenem Abstand dienend unterordnen. Nur der Mittelbau, der nicht einmal ein Zehntel der Gesamtausdehnung der Schloßanlagen ausmacht, ist das eigentliche Schloß. Mit seinen fünf Geschossen überragt er alle anderen Gebäude der Anlage. Er allein hat auch eine reiche und festliche Architekturgliederung, durch die dem Erdgeschoß als Sockel vorgelagerten Freitreppen mit Balustraden, durch die Pilastergliederung der mittleren Fassade und durch die plastischen Zierstücke der seitlichen Fensterbekrönungen. Dieser Mittelbau ist der älteste Teil der Anlage. Die Gemahlin des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern, Adelaide von Savoyen, erhielt von ihrem Gatten anläßlich der langersehnten Geburt des Thronerben Max Emanuel die Schwaige Kemnat im Nordwesten der Residenzstadt München zum Geschenke. 1664 beauftragte sie ihren Landsmann Agostino Barelli, dort ein Sommerschloß zu errichten, dem sie den poetischen Namen „Nymphenburg" gab. Der Bau bekam die in der italienischen Villenarchitektur übliche Würfelform, die sich im Mittelpavillon der Schloßanlage bis heute erhalten hat. Das von dem Graubündener Baumeister Enrico Zuccali erst 1674 vollendete Bauwerk war ursprünglich schlicht gehalten. Seine heutige reichere Fassadengliederung ist das Ergebnis eines durch Joseph Effner 1715 begonnenen Umbaues, wobei ein durch mehrere Geschosse geführter Mittelsaal eingefügt wurde.


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