Autor: | Kath. Pfarramt St. Michael Perlach |
ISBN: | B00388CF9U |
Verlag: | |
Jahr: | 1980 |
Seiten: | 186 |
Sonstiges | |
Inhaltsverteichnis | Inhaltsverzeichnis |
Geleitwort des Erzbischofs
Liebe Gemeinde von St. Michael in Perlach!
Nur an wenigen Stellen finden wir in der Heiligen Schrift Hinweise, die von Gottes Machttaten durch den heiligen Erzengel Michael Zeugnis geben und gleichzeitig dessen Verehrung, die im Volk schon lange zuvor Wurzeln geschlagen hatte, bestätigen und bekräftigen. Gewiß war der ursprüngliche Glaube im Volk von mancherlei magischen und heidnischen Vorstellungen durchtränkt; doch sieht man von dem einen oder anderen legendenhaften Beiwerk ab, wird unverstellt sichtbar, wie die Gestalt des Erzengels Michael uns als lebendige Mahnung entgegentritt, die uns aufruft, dem Hochmut, dem Stolz und der Überheblichkeit zu entsagen, Demut zu üben, sich selbst und seine Grenzen zu erkennen, Ehrfurcht vor allem, was heilig und erhaben ist, zu bewahren. Der heilige Michael verkörpert somit in seiner ganzen Gestalt eine grundlegende Wahrheit der Heilsgeschichte, wie sie am schönsten im Lobgesang Mariens ihren Ausdruck findet: ,J?r vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. "(Lk 1,51 f)
In der Vergangenheit hatten die Perlacher immer ein sorgsames Auge für ihr Gotteshaus. Es bedeutete ihnen eine freudige. Verpflichtung, dorthin zum Gottesdienst zu kommen, um in dieser prachtvollen Kirche das Gebet zu verrichten, wo etwas von der Herrlichkeit Gottes aufleuchtete. Sie setzten ihren ganzen Stolz darein, dieses kostbare Bauwerk in seinem Glanz zu erhalten. Sie scheuten weder Mühen noch Geld, um auf diese Weise dem Herrn und Schöp fer der Welt Ehre zu erweisen.
Die Treue und Anhänglichkeit der Bevölkerung für ihr Gotteshaus hielt auch schweren Belastungen stand, wie etwa der schrecklichen Zerstörung am 31. Juli 1944, und bewährte sich gerade in neuerer Zeit bestens. Die gewaltigen Schäden während des 2. Weltkrieges und die kostenträchtigen Sanierungsmaßnahmen der letzten Jahre haben deutlich gemacht, daß die Gemeinde von Alt-Perlach heute wie früher bereit ist, ihren maßgeblichen Beitrag für die Erhaltung der Pfarrkirche St. Michael zu leisten, die zu den herrlichen Zeugnissen süddeutscher Barockkunst zählt.
Inden letzten Jahren hat sich das Bild von Perlach durch die rasche Ausdehnung der Großstadt München stark verändert. Riesige Wohnsiedlungen sind aus dem Erdboden in die Höhe gewachsen und lassen die alte Pfarrkirche eher winzig und klein erscheinen. Diese Umkehrung der Relation macht schlagartig deutlich, welche Herausforderung dadurch auf die Bewohner zukommt, wo es gilt, die vielen Neuzugezogenen in die seit alters her gewachsene Pfarrgemeinde mitaufzunehmen, ohne kostbares Traditionsgut billiger Anpassung preiszugeben. Hier Einklang zu schaffen und gutes Einvernehmen herbeizuführen ist gewiß keine leichte Aufgabe. Wenn alle Beteiligten gegenseitig falschem Stolz entsagen, in redlicher Offenheit aufeinander zugehen, die Demut des Herzens bewahren und nicht vergessen, Gott die Ehre zu geben, werden sie unter dem Schutz des heiligen Erzengels Michael den rechten Weg finden.
Ich wünsche Ihnen dazu Gottes Segen.
Josef Cardinal Ratzinger