Kann man das Phänomen Paul Gauguin auf die «Bilder aus der Südsee» reduzieren, Tizian durchgängig unter dem Titel «Nymphe und Schäfer» charakterisieren, Modigliani kurz unter demjenigen der «Akte und Porträts» erschliessen und sich mit Betrachtungen wie «Monet in Giverny» und «Cézanne in der Provence» begnügen? Man kann – wenn man sich wie der Prestel-Verlag mit seiner Pegasus-Reihe («zum Sammeln und Schenken») die Beschränkung auf Augenfälligkeiten zum Programm macht und grosse Namen in Klischees bündelt. Populär beschrieben und populär illustriert wird das Leben und Schaffen der einzelnen Künstler (Künstlerinnen existieren hier vorderhand erst in angekoppelter Version wie in «Rodin und Camille Claudel» oder «Kokoschka und Alma Mahler»). Dabei bleibt der essayistische Weg, mit dem sich John Berger in einem Briefwechsel mit seiner Tochter Katya Berger Andreadakis Tizian annähert – und damit die kleine Form der Kunstbetrachtung in eine feine verwandelt –, Ausnahme einer originären und lebendigen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand. In bibliophiler Aufmachung und hoher Druckqualität legt die Reihe alles in allem ihren Schwerpunkt unübersehbar auf Anekdoten und Unterhaltung; nichts Neues fügt sie dem kunsthistorischen Diskurs zu. Kurz: anzuzeigen ist hier mehr Buchkunst als Kunstbuch.
In einem anregenden Briefwechsel zwischen dem Bestsellerautor John Berger und seiner Tochter Katya über Tizian wird ein ungewöhnliches Bild des venezianischen Renaissancemalers gezeichnet, das interessante Aspekte in seinem Leben und Werk – zahlreiche Meisterwerke sind hier farbig abgebildet – verdeutlicht. Zugleich erhalten wir tiefe Einblicke in die Beziehung zwischen Vater und Tochter.