Leopoldsreut - Das verschwundene Dorf (Leopoldsreut)

Regierungsbezirk Niederbayern
Landkreis Freyung-Grafenau
Plz/Ort Leopoldsreut
Wikipedia Leopoldsreut
Position 48.83133 - 13.68035

Leopoldsreut oder „Sandhäuser“ ist ein auf 1110 m gelegenes und seit 1963 verlassenes Dorf in der Gemeinde Haidmühle im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau. Bis 1875 war die Schreibweise Leopoldsreuth.

Der damalige Landesherr des Hochstifts Passau, Fürstbischof Leopold V., veranlasste 1618 auf der Höhe des Haidels ein Walddorf mit neun Anwesen zur Grenzsicherung anzulegen und nach ihm zu benennen; die Endung „-reut“ bedeutet „roden“.

Nachdem das Dorf im 17. Jahrhundert Mautstation auf dem Goldenen Steig gewesen war, verlor es diese Bedeutung zunehmend. Zeitweise wurde für die Glasindustrie auch Quarzsand abgebaut. Daher rührt der im Volksmund gebräuchliche Name „Sandhäuser“ für Leopoldsreut.

Im 18. Jahrhundert lebten die Bewohner in zunehmendem Maße von Landwirtschaft und Viehzucht. Die Weideflächen wurden erheblich vergrößert.

Ab 1818 verbesserte sich die Arbeitssituation, da die Einwohner in den Wäldern um Bischofsreut Arbeit fanden, was einen Rückgang der landwirtschaftlichen Tätigkeit zur Folge hatte. Aufgrund des beschwerlichen Lebens – ein Volksspruch lautete: „In Sandhaiser hat’s a dreiviertel Joar Winter und a viertel Joar is’s koid“, denn im Winter war der Ort teils Wochen oder Monate vom fünf Kilometer entfernten Bischofsreut abgeschnitten – zogen um 1859 die ersten Familien vom Ort weg. Dies war der Beginn des langsamen Sterbens des Ortes, der 1889 noch 152 Einwohner zählte. Besitzer und Mieter der Anwesen wechselten von nun an in rascher Folge. Am 27. April 1951 wurde der Name der Gemeinde Leopoldsreut amtlich in Bischofsreut geändert. Die Schule wurde 1955 aufgelöst und die verbleibenden fünf Kinder mussten den fünf Kilometer weiten Schulweg nach Bischofsreut auf sich nehmen. Auch das Ausbleiben der Wirkungen des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg – so gab es bis zuletzt keinen elektrischen Strom, keine Druckwasserleitung, mangelhafte Infrastruktur – führte 1963 zum Wegzug der letzten Einwohner und zum Abriss der bis dahin noch bestehenden Gebäude.

Heute stehen nur noch die neu instandgesetzte Kirche, die ehemalige Schule, die früher die höchstgelegene Schule Deutschlands gewesen war, und das ehemalige Forsthaus.

Das Kreuz in der renovierten Leopoldsreuter Kirche wurde von Fritz Schuster (1922–1987), dem „Herrgottsschnitzer von Grainet“, aus Eichenbalken der niedergelegten Häuser geschnitzt.

Peter Reichardt aus Hinterschmiding erstellte 2007 für seine aus Leopoldsreut stammende Großmutter einen Dokumentarfilm. Dieser wurde am 5. September 2008 am Originalschauplatz vor der Kapelle in Leopoldsreut vor Publikum vorgeführt.

Das auf 1108 m gelegene Schulhaus galt bis zur Auflösung der Schule 1955 als höchstgelegene Schule Deutschlands.

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