Jüdischer Friedhof (Diespeck)

Regierungsbezirk Mittelfranken
Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim
Plz/Ort Diespeck
Straße NEA15
Wikipedia J%C3%BCdischer_Friedhof_(Diespeck)
Suchbegriffe Friedhof, Juden
Kategorie Ort - Friedhof
Position 49.5962295 - 10.643031299999961

Der jüdische Friedhof in Diespeck, bekannt als „Judensäcker"

Der Name dieser Begräbnisstätte  ist als „Judensäeker" überliefert. „Äcker" bezieht 'sich auf die beiden Flur-Nummern 572 und 573 - die Juden aber meinten mit dem hebräischen Wort secker einen Ort der Erinnerung. Judensecker" wäre die richtige Schreibweise.

Das  „Äckerlein  von dem  schlechtest sandigen  Boden"  war „über zehn Jahre oed gelegen, folglich dem Zehentherrn ganz ohne Nutzen gewesen". Nach der Genehmigung am 7. März 1786 wurde sofort die Mauer sowie das für die Reinigung der Leichen notwendige „Tahara-Haus" errichtet.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg bildete das entstehende Landjudentum um 1700 einzelne Gemeinden in Diespeck und in Pahres
die diesen Friedhof errichteten.

Ein Friedhof wird nach der Halacha, dem Religionsgesetz, belegt. Jeder Stein schaut nach Osten, nach Jerusalem, wo der Messias einst erscheinen wird.

Da im Buch 'des Lebens alle'Narrten verzeichnet sind, beginnt man, wie beim Schreiben im  Hebräischen,  mit der ersten Zeile rechts oben und dann füllt Zeile für Zeile die Seite., Im Judensäcker endet  sie im Hauptfeld mit der angefangenen. 27. Reihe.

Im schmalen Feld links vom Eingang tragen die Grabsteine ausschließlich weibliche Namen, die Verstorbenen waren kultisch „unrein" Auch die Totgeburten und namenlose Säuglinge wurden begraben. Danach folgen die Steine auf Kindergräbern.

1923 setzte die israelitische Kultusgemeinde ihren im Weltkrieg 1914 - 1918 gefallenen oder vermissten Soldaten ein Denkmal, das auch in der NS-Zeit unangetastet blieb.  Es war zwei geistig beschränkten Jugendlichen aus dem Landkreis Neustadt vorbehalten, es in einer Februarnacht 2007 zu schänden.


1862 wurde das Tahara - Haus renoviert, die Zahl steht groß in der Mauer über der Tür. Es besteht aus einem Vorraum und dem Waschraum. „Mit den Füßen voran "verlieft der Sarg nach der Tahara den Raum. Die Trauergemeinde folgte bis ans - Grab. Ihr Rav oder Ravi, Vorsänger und Lehrer, sprach die Gebete.

Das erste Grab wurde neben dem Tahara - Haus ausgehoben für den „sehr alten Mann. Eftzik Bär Schloss von Pahres gestorben und begraben am Freitag,. 4. Cheschwan 547 nach der kleinen .Zählung" - das war der 17. Oktober. 1786 ^„und das ist der erste Grabstein" steht noch unten zu lesen. 150 Jahre lang wurden nun in zeitlicher Abfolge Männer und Frauen aus Diespeck und Pähres, bestattet. Häufig fehlen ab der 4. Reihe bis zur 10. Reihe sehr viele Steine. Sie fielen höchstwahrscheinlich einem Gesetz von 1942 zum Opfer, cas den Kommunen großzügigen Umgang mit jüdischen Eigentum erlaubte.

Das Bemerkenswerte an diesem Friedhof ist der Formenreichtum der Steine ab der 11. Reihe, der viel über den Zustand der Gemeinden verrät. Es gab nur hebräische Inschriften auf den Grabsteinen. 1836 ist zum ersten Mal der Name auch auf Deutsch zu lesen für Hirsch Birgstein, dem Barnos in Pahres. Ganz ohne hebräische Buchstaben ist 1855 der Stein für Amalie Schulherr aus Pahres.

Erst ab 1865 durften jüdische Familien in Neustadt zuziehen. Ihre Anzahl wuchs, während sie in den Dörfern abnahm, nur der Friedhof blieb gemeinsam. Die   Formen  der  Grabsteine wichen  städtisch-christlichen Vorbildern, das Material wurde edler. In hebräischer Schrift Würdigt man die Verstorbenen mit dem Synagogennamen deutsot waren amtliche Namen und Daten.

1878 war die Gemeinde in Phares aufgelöst, viele junge Leute waren seit 1848 ausgewandert, die meisten Familien wohnten längst in Neustadt Selbst die Synagoge war abgebaut und in Neustad wieder neu aufgebaut worden.

Ih Diespeck endete das Gemeindeleben nacn dem Ersteh Weltkrieg der Sitz der israelitischen Kultusgemeinde war jetzt Neustadt. Durch Abwanderurig der jungen Generation in die größeren Städte war die Gemeinde nasch überaltert 1934 war ihr Ende gekommen. Noch drei Beerdigungen fanden im Judensäcker statt, 1938 die letzte. Seitdem ist der Friedhof geschlossen und dem Schutz der Allgemeinheit empfohlen.

Text: Infotafel vor Ort von Ilse Vogel

Weitere Ausführungen im Rathaus in Diespeck
September 2007