Regierungsbezirk | Oberbayern |
Landkreis | Ebersberg |
Plz/Ort | |
Wikipedia | Eisenbahnunfall_von_Aßling |
Suchbegriffe | Eisenbahnunglück |
Kategorie | Denkmal - Ereignis |
Position | 48.02513 - 11.96307 |
Am 8. Mai 1945 ging mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende, Für die in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten richteten die alliierten Kriegsgegner Deutschlands in den Monaten vor und nach Beendigung des militärischen Ringens allenthalben auf dem von ihnen besetzten Territorium Lager ein, in denen sie die Gefangenen auf ihr Verhalten im nationalsozialistischen Dritten Reich hin überprüften, zur Arbeitsleistung heranzogen und bis zu einer geordneten Entlassung festhielten. Im amerikanischen Einflussbereich entstand eines dieser Kriegsgefangenenlager auf dem Gelände des ehemaligen deutschen Fliegerhorstes Bad Aibling.
Am 16. Juli 1945 wurde vom Lager Bad Aibling ein 30 gedeckte «4/Vaggons zählender Güterzug mit 1200 vornehmlich im Rheinland und in Westfalen beheimateten Gefangenen zusammengestellt, die zu ihrer endgültigen Entlassung in das in der britischen Besatzungszone gelegene Lager Wunstorf bei Hannover transportiert werden sollten. Auf der Fahrt Richtung München blieb der von einer Elektrolokomotive gezogene Zug in Folge technischer Probleme zwischen Aßling und Elkofen liegen. Wegen kriegsbedingt defekter elektrischer Bahnhofs- und Streckensicherungsanlagen in Aßling und auf Grund einer Nachlässigkeit des dortigen Fahrdienstleiters fuhr um 21.40 Uhr von Rosenheim her kommend ein mit 50 amerikanischen Panzern beladener Transportzug in den blockierten Gleisabschnitt ein und prallte nahezu ungebremst auf den dort stehenden Gefangenenzug.
In Folge des Zusammenstoßes, bei dem die hinteren sechs Waggons des liegengebliebenen Zuges in- und übereinander geschoben wurden, verloren 105 deutsche und ein amerikanischer Soldat ihr Leben. Die bei den unverzüglich einsetzenden Bergungsarbeiten angetroffenen Verletzten wurden noch in der Nacht auf die umliegenden Krankenhäuser und Lazarette verteilt. Tags darauf begann die schwierige Aufgabe der Identifizierung der Toten, die letztlich bei einigen wenigen Opfern ergebnislos blieb.
Am 20. Juli 1945 wurden im Beisein des Ebersberger Landrates Dr. Eugen C. Mayer und führender Vertreter der amerikanischen Besatzungsmacht 95 der getöteten Soldaten in einer Trauerfeier an der Ostseite der Kirche von Oberelkofen zur letzten irdischen Ruhe gebettet. Die Grabreden hielten der katholische Grafinger Pfarrer Dr. Johann Fuchs und sein evangelischer Amtsbruder Ottmar Dimmling. Das an einen kleinen Bestattungsplatz für 17 im Reservelazarett Oberelkofen verstorbene Weltkriegsteilnehmer angrenzende Friedhofsareal hatte die auf dem nahen Schloss Elkofen ansässige Grafenfamilie von Rechberg zu diesem Zweck bereitwillig zur Verfügung gestellt.
Noch im Herbst 1945 errichtete der Bahnwärter Georg Weichselbaumer an der etwa drei Kilometer südlich des Elkofener Friedhofes gelegenen Stelle des Zugunglücks ein schlichtes, inzwischen erneuertes Betonkreuz.
Im Gefolge der Klärung der Unfallursache wurde der Aßlinger Fahrdienstleiter 1946 wegen fahrlässigerTransportgefährdung zu einer in Amberg zu verbüßenden Gefängnisstrafe von acht Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Im Jahre 1948 ließ das Landratsamt Ebersberg auf dem Elkofener Soldatenfriedhofein Denkmal errichten, das auf einer Marmorplatte in wenigen Worten die Tragödie des 16. Juli 1945 schildert.
1962 schließlich erfolgte unter Federführung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. die Ausgestaltung des Totenhains zu einer Kriegsgräberstätte.
Heute befindet sich die Kriegsgräberstätte Oberelkofen in der Obhut der Stadt Grafing bei München. In ihrem Bemühen um die Bewahrung der Erinnerung an die Katastrophe des Jahres 1945, die neben Genthin (1939: 136 Tote) und Eschede (1998: 101 Tote) zu den größten Eisenbahnunglücken in Deutschland zählt, wird sie unterstützt durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., den Kreisverband der Soldatenund Kriegervereine des Landkreises Ebersberg e.V., die örtlichen Veteranenvereine und den Bundeswehr-Standort Erding.
Quelle: Infotafel vor Ort - Stadt Grafing bei München